Der Begriff
Mantrailing
setzt sich aus den englischen Worten „man“ für „Mensch“ und „trailing“ für
„eine Spur verfolgend“ zusammen und bezeichnet in der polizeilichen Fachsprache
die individuelle Personensuche mit speziell ausgebildeten Hunden. Vor diesem
Hintergrund ist auch die Wahl der Begrifflichkeiten Personensuchhund oder
Personenspürhund anstelle der im Sachzusammenhang verwandten „anglizierten“
Begriffe
„Mantrailing“ für die Tätigkeit der Suche,
„Mantrailer“ für den eingesetzten Hund bzw. das eingesetzte Team
Hundeführer/Hund
zu betrachten.
Die von dem Hund zu verfolgende Spur wird dabei auch
als Trail bezeichnet. Diese Spur bzw. der vom Hund ausgearbeitete Trail
entspricht dabei nicht zwingend der aus der Sucharbeit mit Fährtenhunden
bekannten Fährte, welche sich im Regelfall an der tatsächlich gelaufenen
Trittspur orientiert. Beim Mantrailing verfolgt der Mantrailer die verteilte
Geruchsspur eines ganz bestimmten Menschen. Diese kann auf der Fußspur,
aber auch, abhängig von mehreren Faktoren, wie z. B. Wetterlage, Geländebeschaffenheit
oder Bebauung, viele Meter davon entfernt liegen. Die als Mantrailer ausgebildeten
Hunde sind fähig, diese Spur auf jedem Gelände (unbefestigt, befestigt),
unabhängig von der Bebauung (ländliches Gebiet, Innenstadt) und auch nach
mehreren Tagen zu verfolgen. Um die Besonderheit dieser speziellen Arbeit
mit dem Hund verwechslungsfrei zu beschreiben, werden auf dieser Seite ausschließlich
die Begriffe Mantrailing bzw. Mantrailer und Trail verwandt.
Die
Fähigkeit von Hunden, menschliche Geruchsspuren wahrzunehmen und zu verfolgen
ist wissenschaftlich erwiesen.
[Kalmus, 1955; Hepper, 2003]
Im Einzelfall benötigen Sie dazu nur eine kleine Anzahl Schritte.
[Hepper, 2005]
Mantrailing beruht auf der aus vielfältiger Praxiserfahrung gewonnenen
Annahme, dass jeder Mensch ein einmaliges Geruchsbild für den Hund darstellt.
Die häufigste Erklärung der Erzeugung menschlichen Geruchs ist die Vorstellung,
dass menschlicher Geruch durch bakterielle Wirkung auf abgestorbene Hautzellen
und Sekrete produziert wird.
[Curran, Scott, Furton 2005]
Es wird davon ausgegangen, dass der bei der Zersetzung entstehende Geruchkomplex
einzigartig ist. Vieles deutet darauf hin, dass das Geruchsbild des Menschen
ebenso einmalig wie der Fingerabdruck oder die DNA ist.
[Penn et al., 2007]
Dabei wird der individuelle menschliche Körpergeruch von verschiedenen
Faktoren bestimmt, die entweder dauerhaft beständig sind oder in Abhängigkeit
von umweltbedingten Einflüssen variieren.
[Curran, Scott, Furton 2005]
Die speziell als Mantrailer ausgebildeten Hunde besitzen die Fähigkeit,
nach Vorhalt eines Geruchsträgers (Geruchsartikel) den daran befindlichen
menschlichen Individualgeruch aufzunehmen und anschließend zu verfolgen.
Diese Verfolgung des Geruchs ist auch nach längeren Zeiträumen möglich.
Vor diesem Hintergrund ist der Einsatz von Mantrailern sowohl für den Einsatz
zum Zwecke der Abwehr von Gefahren für Leib oder Leben von Personen, wie
z. B. bei der Vermisstensuche, als auch für Einsätze mit der Intention der
Täterergreifung oder Tatrekonstruktion (Überprüfung, ob ein individueller
Geruch vor Ort vorhanden ist) prädestiniert.
Welche
Hunderassen
werden für das Mantrailing genutzt? Die besonderen olfaktorischen Fähigkeiten
von Hunden stehen außer Frage. Diese wurden im Laufe der Jahrhunderte bei
besonderen Rassen, wie z. B. Bloodhounds durch Kreuzungen und Zucht noch
unterstützt. Grundsätzlich sind alle Hunderassen in der Lage, Spuren geruchlich
auszuarbeiten. In Bezug auf die besondere Geeignetheit einzelner Rassen
wird in der Literatur auf die Anzahl entspechender Riechzellen Bezug genommen,
die ihrerseits auch von der Größe der Nase beeinflusst wird. So sind z.
B. Angaben über 125 Millionen dieser Zellen bei Dachshunden, 147 Millionen
bei Foxterriern, 220 Millionen beim Deutschen Schäferhund und 250-300 Millionen
beim Bloodhound zu finden. Neben diesen körperlichen Voraussetzungen spielen
auch die individuellen Eigenschaften des Hundes, z. B. in Bezug auf Konzentration,
Ausdauer und andauernde Suchmotivation eine Rolle. So hat sich z. B. die
sächsische Polizei aufgrund der gesammelten Einsatzerfahrungen dazu entschlossen,
zukünftig ausschließlich Bloodhounds für diese spezielle Sucharbeit zu beschaffen.
Andere Polizeien verwenden neben Bloodhounds auch andere Rassen, wie z.
B. Weimeraner oder Bayerische Gebirgsschweißhunde.
Es gibt eine
Vielzahl an Ausbildungsmethoden, um den Hunden die spezielle Sucharbeit
des Mantrailing beizubringen. Vielen ist gemein, dass sie großen Wert auf
die Einheit von Hund und Hundeführer legen. Zu der für eine Einsatzreife
erforderlichen Ausbildungszeit wird im Regelfall auf die individuelle Leistungsfähigkeit
des Teams verwiesen. Letztendlich sollte eine standardisierte Überprüfung
stattfinden, bei der nachzuweisen ist, dass das Mantrailing-Team in der
Lage ist, einen mehrere Stunden alten Trail (24+) über eine längere Distanz
(1500m+) auszuarbeiten und am Ende auch die gesuchte Person anzuzeigen.
Immer wieder wird gefragt,
wie alt ein Trail
sein kann, damit ein Mantrailer noch in der Lage ist, diesen auszuarbeiten.
Es ist belegt, dass in geschlossenen Räumen an Objekten aufgenommene Geruchsspuren
bis zu 2 Jahre nach ihrer Entstehung für erfolgreiche Differenzierungsarbeit
genutzt werden können.
[Derda, 1983]
Dies trifft auch für Spuren zu, die ungeschützt über einen Zeitraum bis zu
1 Woche Witterungsbedingungen ausgesetzt waren.
[King, 1967]
Diese Ergebnisse bestätigen auch Forschungen aus 2003 für 6 Monate alte Geruchsträger/-spuren.
[Schoon, 2003]
Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass Geruchsdifferenzierung an einem Gegenstand
nicht 1:1 mit der Ausarbeitung eines Trails zu vergleichen ist. Jedoch belegen
diese Erkenntnisse, dass Hunde entsprechend alte Geruchsspuren wahrnehmen
können, auch wenn diese Witterungsbedingungen ausgesetzt waren. Für das
Trailen ist die Ausarbeitung 48 h alter Trails belegt.
[Harvey, 2003]
Eine Blindstudie des FBI aus 2003 erbrachte den Nachweis, dass eine 6 Monate
alte Geruchsspur durch einen Bloodhound zum Haus des Verursachers verfolgt
werden konnte.
[Stockham, 2004]
Die Auswertung von Einsätzen der sächsischen Polizei ergab, dass Trails mit
einem Alter von über 4 Monaten ausgearbeitet wurden.
[Woidtke, 2015]
Auch vor
Gericht
wird das Ergebnis des Einsatzes von Mantrailern regelmäßig überprüft. Als
grundlegend ist ein Urteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth aus dem Jahr
2012 zu betrachten, dass entsprechende Mindeststandards im Leitsatz formulierte.
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Derzeit wird ein
Forschungsprojekt
am Institut für Rechtsmedizin der Universität Leipzig durchgeführt. Leif Woidtke
forscht dort zu dem Thema: „Menschlicher Individualgeruch als forensisches
Identifizierungsmerkmal“. Mit der Forschungsarbeit soll u. a. herausgefunden
werden, wie die menschliche Geruchsspur vom Menschen abgegeben wird und
wie lange sie haltbar ist. Insbesondere sollen die Ergebnisse auch der Überprüfung
der Zuverlässigkeit des Mantrailings als forensisches Beweismittel dienen.
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